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Iniative for an International Renewable Energy Agency

 










Der energethische Imperativ, Verlag Antje Kunstmann, 2010.

Energieautonomie
Energieautonomie. Eine neue Politik für Erneuerbare Energien. Verlag Antje Kunstmann, 2005.
Energy Autonomy.
The Economic, Social and Technological Case for Renewable Energy. Earthscan/James & James, Dezember 2006.

Interview erschienen in taz, die Tageszeitung, 08. Dezember 2005 
 
SPD-Umweltexperte Scheer glaubt nicht, dass beim Klimagipfel Substanzielles herauskommt. Auch nicht schlimm: Der Emissionshandel sei sowieso ineffizient. Interview von Ulrike Herrmann.
taz: Herr Scheer, Sie sind gestern vom Klimagipfel in Montreal zurückgekommen. Was wird morgen als Ergebnis verkündet?
Hermann Scheer: Nichts Substanzielles. Neben zu viel Eigenlob wird es vor allem Beschwörungsappelle an die USA geben, doch endlich dem Kioto-Protokoll beizutreten.

Rund 10.000 Regierungsvertreter, Lobbyisten und Umweltschützer sind nach Montreal gereist - und da soll nichts herauskommen?

Die Krux ist die totale Fixierung auf den Emissionshandel - übrigens auch seitens der meisten Nichtregierungsorganisationen. Dabei gibt es bisher überhaupt keinen einzigen praktischen Beweis, dass der Emissionshandel die Klimagase wirkungsvoll reduziert. Er ist nur ein gutes Geschäft.

Für wen?

Für die Berater, Emissionshändler, Zertifizierer und Anwälte. Die Zahl der Mitverdiener ist erheblich. Das kann gar nicht effizient sein. In Deutschland wurde der Emissionshandel mit riesigem bürokratischem Aufwand gestartet, um bis 2012 die Treibhausgase um 10 Millionen Tonnen zu reduzieren. Das ist ineffektiv: Durch erneuerbare Energien werden jährlich 7 Millionen Tonnen zusätzlich eingespart.

Sonst noch Kritik an der Klima-Konferenz?

Heute wird ein so genanntes "Memorandum of Understanding" über CDM-Projekte unterzeichnet. Das sind Klimaschutzmaßnahmen, die die Industriestaaten in Entwicklungsländern durchführen und sich dann auf das eigene Emissionskonto gutschreiben dürfen. Auch Umweltschützer bewerten diese CDMs viel zu unkritisch. Denn sie fördern den Trend zu Großprojekten: Nur dann lohnt sich der Aufwand der Zertifizierung, der Projektvorbereitung und -bewertung. Dezentrale Projekte haben keine Chance, die vor Ort erneuerbare Energien fördern wollen.

Es wird auch über ein Kioto-II für die Zeit nach 2012 verhandelt. Erwarten Sie Korrekturen?

Ja, es kann noch schlimmer werden. Wahrscheinlich zählt dann auch Atomkraft als anerkannte Klimaschutzmaßnahme, was das Kioto-Protokoll bisher ausschließt. Das fordern alle großen Industrienationen außer Deutschland. Zudem will die herkömmliche Energiewirtschaft massiv auf die Kohlenutzung setzen - und dies durch so genannte Clean-Coal-Varianten verbrämen, also die CO2-Verpressung in den Untergrund. Abgesehen vom Energieaufwand: Man setzt wieder auf technische Lösungen, die es noch nicht gibt! Sie sollen erst 2020 verfügbar sein.

Inzwischen wird Öl immer teurer - vielleicht löst sich das Emissionsproblem von selbst?

Das kann sein. Vor allem zeigt die Ölverknappung, dass die Grundannahme der Klima-Konferenz abwegig ist. Energie-Effizienz und Öko-Energien werden als wirtschaftliche Last verstanden - deswegen ja der Emissionshandel. Dabei sind sie eine ökonomische Chance, zumal die fossilen Energieträger rar werden.

Was also raten Sie Ihrem SPD-Genossen und Umweltminister Sigmar Gabriel?

Wenn er Partner in der Wirtschaft sucht, dann sollte er nicht auf herkömmliche Energieunternehmen setzen, sondern zum Beispiel auf die Telekommunikationsbranche. Mit ihren Kenntnissen aus der Mikroelektronik könnte sie dazu beitragen, die dezentralen Ökoenergien weiter zu entwickeln.

Das ist auch ohne Klimagipfel möglich. War er überflüssig?

Immerhin hat er das Thema Erderwärmung wach gehalten.

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