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Iniative for an International Renewable Energy Agency

 










Der energethische Imperativ, Verlag Antje Kunstmann, 2010.

Energieautonomie
Energieautonomie. Eine neue Politik für Erneuerbare Energien. Verlag Antje Kunstmann, 2005.
Energy Autonomy.
The Economic, Social and Technological Case for Renewable Energy. Earthscan/James & James, Dezember 2006.

Interview erschienen in Sonne, Wind & Wärme, Januar 2006 

Dr. Hermann Scheer ist Mitglied des Bundestags, Präsident von Eurosolar und Vorsitzender des World Council for Renewable Energy (WCRE). Auf der World Renewable Energy Assembly sprach er mit SW&W darüber, was der WCRE der fossilen Ener­giewirtschaft entgegenzusetzen hat.
SW&W: Herr Scheer, im Juni 2001 gab es in Berlin die erste Konferenz zur Gründung einer International Renewable Energy Agency, kurz IRENA. Haben Sie damals erwartet, dass die Gründungsphase so lange dauert?
Scheer: Den ersten Ansatz gab es sogar schon 1990. Ein EUROSOLAR-Memorandum forderte eine International Re­newable Energy Agency. Ich habe das Memorandum in einem Vortrag im UN-Hauptquartier vorgestellt, die ers­ten Schritte gingen ganz schnell, denn der damalige Uno-Generalsekretär Perez de Cuellar, der bis Ende 1992 im Amt war, hat sich diese Idee sehr zu Eigen gemacht.

Dass es dennoch so lange dauert, habe ich nicht erwar­tet. Ich habe natürlich gewusst, dass es eine lange Aus­einandersetzung werden würde, da an dieser Frage al­le Widersprüche des heutigen Energiesystems deutlich werden und auch alle Einflüsse geltend gemacht wür­den seitens des herkömmlichen Energiesystems, um das zu verhindern.

SW&W: Wieso hat es dann doch länger gedauert als er­wartet?

Scheer: De Cuellar setzte eine United Nations Group on Environment and Development ein, eine Art Task Force mit 30 Mitgliedern aus unterschiedlichen Ländern und mit mir als Special Member. Diese Gruppe machte im Hinblick auf Rio de Janeiro Vorschläge zur Mobilisierung erneuerbarer Energien, die in der Einsetzung einer in­ternationalen Agentur gipfelten. Dieser Vorschlag, den sich der Generalsekretär so zu Eigen gemacht hatte, scheiterte in den Vorbereitungsausschüssen der Konfe­renz an den Widerständen praktisch aller UN-Sonder­organisationen. Diese empfanden - zu Recht - schon allein die Forderung nach einer Irena als Kritik an ihrem Tun. Gleichzeitig blockierten die einflussreichsten Re­gierungen den Vorschlag.

SW&W: Ist das auch der Grund, warum Sie die Uno für un­geeignet halten, die erneuerbaren Energien voranzubrin­gen?

Scheer: Ungeeignet ist das UN-System wegen seiner strukturellen Lähmung. Es steht unter zahllosen Einflüs­sen: dem Einfluss der IEA und der IAEA, dem Einfluss der großen Mitgliedsländer und auch der »Gruppe 77«, in der die Opec-Länder einen herausragenden Einfluss ha­ben. Deswegen war sehr früh klar, dass eine Regierung die Initiative ergreifen und andere Regierungen dafür gewinnen muss, eine Irena außerhalb des UN-Systems zu gründen. Schließlich existieren zahlreiche Organisa­tionen nicht unter dem Dach der Uno. Auch die IEA ist keine Agentur der Vereinten Nationen und noch nicht einmal die IAEA ist es. Es ist also nahe liegend, auch die Irena außerhalb dieses Rahmens zu schaffen.

SW&W: Sie haben als Reaktion auf die Renewables 2005 gesagt, die Zeit der unverbindlichen Absichtserklärungen sei vorbei. Was genau meinen Sie damit? Scheer: Wenn man eine Sache ernsthaft verfolgt, ge­hört es dazu, genau zwischen Lippenbekenntnissen und ernsthaften Ambitionen zu unterscheiden. In mei­nem Buch »Energieautonomie« habe ich die Abschluss­erklärungen zahlreicher Konferenzen seit dem Beginn der 80er Jahre verglichen. Sie sind fast wortgleich, alle unkonkret und nichts davon wurde in einer nennens­werten Weise umgesetzt. Auch die politische Deklarati­on der Renewables 2004 unterscheidet sich davon kein bisschen und auch die der Pekinger Konferenz nicht.

SW&W: Sie wollen nun hier in Bonn internationale Ziele formulieren. Welche Möglichkeiten hat denn eine Organi­sation wie der World Council for Renewable Energy, Verbind­lichkeiten zu schaffen?

Scheer: Wir haben die Macht des Worts und der konzep­tionellen Überzeugungskraft. Dazu gehört, die Wahrheit über unsere aktuelle Situation zu sagen und Vernebelungsversuche aufzudecken, damit den Leuten nicht ständig Sand in die Augen gestreut wird oder sie sich Sand in die Augen streuen lassen. Es gibt sehr viel mehr Kräfte, die diese Dinge vorantreiben wollen, und es sich aber immer wieder »wegkompromittieren« lassen. Im wabernden System internationaler Konsensbildung be­stimmt immer der Langsamste das Tempo - das heißt Schneckentempo. Das ist eine politik-soziologische Re­alität, die man erkennen muss. Ich bin nicht engagiert, um »Blabla« zu akzeptieren, sondern um »Blabla« zu be­kämpfen.

www.bva-solar.de

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