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Iniative for an International Renewable Energy Agency

 










Der energethische Imperativ, Verlag Antje Kunstmann, 2010.

Energieautonomie
Energieautonomie. Eine neue Politik für Erneuerbare Energien. Verlag Antje Kunstmann, 2005.
Energy Autonomy.
The Economic, Social and Technological Case for Renewable Energy. Earthscan/James & James, Dezember 2006.

stuttgarter_zeitung.jpgInterview erschienen in Stuttgarter Zeitung, 03. Januar 2006

Hermann Scheer, Präsident von EUROSOLAR, kritisiert in einem Interview zum Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine die „fahrlässige Abhängigkeit“ der Bundesrepublik und anderer Industrienationen vom Erdgas.

Herr Scheer, müssen wir uns darauf einstellen, dass Energiehandel jederzeit auch als politisches Druckmittel eingesetzt werden kann?
Das ist beim Erdöl schon lange der Fall. Bei Erdgas wächst die Gefahr zunehmend, weil die Vorräte ungefähr genauso schnell zu Ende gehen wie beim Erdöl. Die Zahl der Förderländer mit größeren Vorkommen ist relativ klein. Erdgas ist zudem nicht so flexibel lieferbar wie Öl. Daraus ergibt sich potenziell eine größere Abhängigkeit – womit auch das Risiko von Konflikten größer ist.

Ist Deutschland ähnlich erpressbar wie die Ukraine?
Zumindest über den Preis – ob man das nun Erpressung nennt oder nicht. Der Bedarf an russischem Erdgas geht weit über die dortigen Reservemengen hinaus. Das heißt: der Preis wird steigen und steigen und steigen und wird zur Fessel werden.

War es fahrlässig, sich so stark von russischen Gaslieferungen abhängig zu machen?
Es ist seit vielen Jahren extrem fahrlässig, in welcher Weise sich die Industriestaaten von den sich verknappenden Erdgasvorkommen abhängig gemacht haben. Konflikte sind damit programmiert – bis mitten hinein in die EU. Hier schlagen sich jahrelange Versäumnisse bitter nieder.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine erscheint die Politik des früheren Kanzlers Gerhard Schröder, mit dem umstrittenen Projekt einer Ostseepipeline eine alternative Versorgungslinie zu schaffen, weit sichtig und klug…
Mit solchen individuellen Strategien lässt sich das grundsätzliche Problem nicht lösen. Wir brauchen ein in der EU abgestimmtes Gesamtkonzept, das die Versorgungssicherheit regelt und solche Konflikte vermeidet. Und wir sollten verstärkt auf erneuerbare Energie und nicht in diesem Maße auf Erdgas setzen. Versorgungssicherheit ist auf dem Energiemarkt nur durch ein entschlossenes Umsteuern in Richtung erneuerbare Energie machbar. Das ist der einzige wirklich praktikable Weg. Es gibt zum Beispiel kein Land in Europa mit einem größeren Bioenergie-Potential als die Ukraine.

Erdgas gilt doch als Energiequelle der Zukunft – als Alternative auch für Atomenergie…
Für die Stromerzeugung gibt es viel schneller mobilisierbare Alternativen, die im übrigen auch nicht von Pipelines, von Transportstrukturen und vom Importproblemen abhängig sind. So schnell wie die Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen in Deutschland wächst, lassen sich Gaskraftwerke gar nicht bauen. Um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten, müssen wir uns zuallererst unabhängiger von Importen machen.

Das wäre ein Argument, um stärker auf Steinkohle und Atomenergie zu setzen…
Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass die Versorgungssicherheit dank der Atomkraft größer wäre. Atomkraftwerke sind abhängig von Uranimporten. Die weltweiten Uranvorkommen sind nach 50 Jahren erschöpft, selbst wenn keine neuen Atomkraftwerke gebaut würden.

Wäre Gerhard Schröder nicht der ideale Vermittler in dem aktuellen Konflikt?
Leider nicht mehr. Er ist durch seine privatwirtschaftliche Rolle Partei geworden